450 Besucher, 150 mehr als im
vergangenen Jahr, bewunder-
ten am Samstagabend zwi-
schen 18 und 24 Uhr in der Frei-
sener Schulturnhalle eine be-
zaubernde Miniaturwelt. Der
Modellbauclub hatte zu seiner
zweiten „Nacht der Modellei-
senbahn“ eingeladen.
Von SZ-Mitarbeiter
Gerhard Tröster
Freisen. Ein beschauliches
Städtchen mitten im Schwarz-
wald. Natürlich hat es einen
Bahnhof. Eben fährt ein Gü-
terzug mit 19 Waggons durch,
verschwindet in einem Tun-
nel, um nach einer Schleife
wieder aus dem Dunkel aufzu-
tauchen. Ein Bus umkreist den
historischen Stadtkern. Und
ein Feuerwehrauto. Ein Haus
ist in Brand geraten. Rauch-
schwaden steigen auf. Aus der
Spritze eines Feuerwehrman-
nes strömt in hohem Bogen
Wasser in das schwarze Dach-
gebälk. Doris und Otto Gisch
aus Namborn gehört diese Mo-
dellbahnanlage, die am Sams-
tag bei der zweiten „Nacht der
Modelleisenbahn“ des Freise-
ner Modellbauclubs gezeigt
wird. Die Halle ist eine einzige
bezaubernde Miniaturwelt,
bestehend aus Häusern und
Landschaften, wie sie auf Bil-
dern der Maler nicht schöner
sein könnten. Und natürlich
aus vielen hundert Metern
Gleisen, auf denen Züge fah-
ren. Erinnerungen an die
Dampflokzeiten tauchen auf,
an Waggons mit Holzbänken,
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Bahnwärterhäuschen und
Stellwerke, an Flügelsignale
und von Hand bediente Wei-
chen.
Wer den einst nicht bedeu-
tungsvollen Freisener Bahn-
hof gekannt hat, erlebt auf der
Ausstellung Nostalgie pur. Das
Empfangsgebäude, das vor
Jahren abbrannte, ist maß-
stabgetreu nachgebaut, sogar
das danebenstehende Toilet-
tenhäuschen. Die Gleisanlage
mit ihren Bahnsteigen ist zu
sehen, ebenso ein Stück der
Strecke in Richtung Eitzweiler
mit Signalen und Telegrafen-
masten.
Hinter Freisen kommt Afrika
Nach oben ist die Strecke wei-
tergebaut, allerdings nicht
zum früheren Haltepunkt
Freisen-Füsselberg, sondern
zu einem militärischen
Übungsgelände. Fahren die
Züge aber in Richtung Eitzwei-
ler, kommen sie dort niemals
an, sondern in Afrika. Die
Bahn durchfährt hinter Frei-
sen eine Wüstenlandschaft mit
Palmen und strohgedeckten
Hütten. Ein Stück weiter rollt
sie durch eine faszinierende
Winterlandschaft, um gleich
danach eine blühende, grünen-
de Sommerau zu erreichen.
„Mit zwölf Jahren habe ich
mit dem Modellbahnbau ange-
fangen“, erzählt Karl-Heinz
Weißmann aus Mackenbach,
der mehr als zehn Jahre ge-
braucht hat, bis seine Anlage
fertig war. „Fertig ist sie ei-
gentlich noch immer nicht“,
ergänzt er. „Ich arbeite noch
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an der Elektronik, damit ich
die Zugfahrten über den PC
steuern kann.“ Die riesige Le-
gobahn, an der viele Kinder
aus dem Staunen nicht heraus-
kommen, ist zweifellos der
Mittelpunkt der Schau. Danny
Heinrich hat daran mitgear-
beitet und ist sicher, „dass hier
mehr als 10 000 Teile verbaut
worden sind.“ Mehrere Züge
umrunden die Stadt, bleiben
stehen, fahren wieder an. Sig-
nale öffnen sich und schließen
wieder. Der zwölfjährige Tobi-
as aus Hofeld macht ein Foto
nach dem anderen und strahlt:
„Ich bin sprachlos, die Lego-
Bahn ist großartig.“ Auch Jörg
Endres aus Thallichtenberg
kann sich von der Bahnanlage
nicht trennen. „Ich bin zwar
kein Kind mehr, spiele daheim
mit meinem Sohn Etienne
aber immer noch mit der Lego-
Bahn.“.
Dass 450 Besucher zur
„Nacht der Modelleisenbahn“
kommen freut den Vereinsvor-
sitzenden, Gerd-Peter Werle.
Im Viertelstundentakt schal-
tet er die Hallenbeleuchtung
aus. „Jetzt können Sie beson-
ders gut entdecken, wo es
überall Lichter gibt“, infor-
miert er die Besucher über das
Mikro. Wer ruhen möchte,
geht in das von Uwe Sänger be-
treute Eisenbahnkino im Ne-
benraum, wo unterschiedliche
Filme laufen. Nur die Jungen
und Mädchen werden nicht
müde. An der Kinderbahn las-
sen sie pausenlos den Güter-
zug und den Personenzug über
die Schienen rattern.
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